Bisherige Pflanzen der Woche - Die Kornelkirsche
Die Kornelkirsche - Cornus mas L.
Die milden Temperaturen locken überall Frühblüher hervor. Der Blütenflor von Märzenbechern, Schneestolz, Narzissen oder Sträuchern wie der Kleinspitzigen Azaleen (Rhododendron mucronulatum ) strahlt den Besuchern dabei schon von weitem entgegen. Unscheinbarer präsentiert sich dagegen die Kornelkirsche im Bereich der heimischen Flora. Ihre zartgelben Blüten sind nur wenige Millimeter groß und an den noch kahlen Zweigen in kleinen Dolden zusammengefasst. Diese verleihen dem Strauch derzeit ein sehr graziles Aussehen.
Die frühe Blüte der Kornelkirsche versorgt Fliegen, Käfer, Wespen- und Hummelköniginnen und auch die ersten schon aktiven Bienen nach der Winterruhe mit lebensnotwendiger Nahrung. Beim Blütenbesuch übertragen die Insekten den Pollen und sorgen so dafür, dass im Spätsommer viele rote Steinfrüchte an den Ästen hängen. Diese kommen ebenfalls der heimischen Tierwelt zugute und stehen unter anderem auf dem Speiseplan von Eichelhäher und Kernbeißer. Auch der Mensch nascht gelegentlich ganz gern von den Früchten des Strauchs. Diese kommen entweder roh oder in Form von Marmelade, Obstwein und Likör auf den Tisch. Dabei zahlt sich Geduld aus: Erst die vollreifen Früchte, die vom Baum abfallen, entfalten ihr volles Aroma.
Das Holz der Kornelkirsche ist sehr dicht und hart. Lange Zeit nutzten es Handwerker daher, um eine hohe Stabilität ihrer Werkstücke sicherzustellen, etwa bei Radspeichen, Speeren, Werkzeugen – oder Spazierstöcken. Letztere waren Ende des 19. Jahrhunderts besonders unter Studenten in Mode. Die Kornelkirschen-Spazierstöcke hießen nach ihrem Thüringer Herstellungsort „Ziegenhainer“ und verhalfen dem kleinen Dorf in der Nähe von Jena über einige Zeit zu einem gewissen Wohlstand. Hier wie in verschiedenen anderen kalkreichen Regionen Deutschlands zählt die Kornelkirsche zur natürlichen Flora. In Sachsen gilt die Art dagegen als eingebürgerter Neophyt. (KW 11/20)