Bisherige Pflanzen der Woche - Das Gämshorn
Das Gämshorn [Proboscidea fragrans (Lindl.) Decne.]
Im Revier der Einjährigen Pflanzen präsentiert zurzeit das Gämshorn seine farbenprächtigen Blüten. Die intensive violette Farbe der Kronblätter fällt den Bestäubern schon von weitem ins Auge. Ein gelber Streifen markiert ihnen dann den Weg zum Nektar im Inneren der Blüte. Auf diesem Weg streifen sie an Narbe und Staubbeuteln entlang - haben sie bereits Pollen im Gepäck, kann eine Bestäubung stattfinden.
Die in Texas und Mexiko verbreitete Art ist in ihrer Heimat auch als „Teufelsklaue“ oder „Einhorn-Pflanze“ bekannt – zwei scheinbar gegensätzliche Namen, deren Herkunft sich dem Betrachter in dieser Jahreszeit kaum erschließt. Denn Klauen und Hörner bilden erst die Früchte aus: Im unreifen Zustand tragen sie einen länglichen Fortsatz („ein Horn“), der sich mit der Fruchtreife in zwei beindruckende, gebogene „Klauen“ aufspaltet.
Hinter diesen teuflisch spitzen Klauen verbirgt sich ein ausgeklügelter Mechanismus zur Verbreitung der Samen. Dabei ist das Gämshorn auf die (unfreiwillige) Hilfe von Huftieren angewiesen. Die grasenden Tiere treten in die reifen Früchte hinein, sodass sich die Klauen der Frucht oberhalb des Hufes im Fleisch verhaken. Dies ruft bei den Tieren so starke Schmerzen hervor, dass sie davonrennen. Dabei treten sie die Frucht kaputt und verstreuen die Samen.
Dieser Mechanismus weckte das Interesse von Wissenschaftlern der TU Dresden: Schließlich müssen die schmalen Fortsätze enormen Belastungen standhalten, um unter dem Gewicht der Tiere nicht abzubrechen. Wie mikroskopische Untersuchungen zeigten, stellt eine unterschiedliche Ausrichtung von Fasern innerhalb der Frucht die optimale Verteilung der wirkenden Kräfte sicher. (KW 27/2015)