Bisherige Pflanzen der Woche - Die Bananen
Die Bananen - Gattung Musa
Diesmal soll eine Pflanzengattung im Mittelpunkt stehen, deren Vielfalt weit über das hinausgeht, was wir üblicherweise kennen: die Banane. Tagtäglich begegnet uns die „typische“ Frucht von Musa acuminata in der Obstabteilung des Supermarktes - gelb, ordnungsgemäß gekrümmt und süß. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit.
Dank des milden Herbstwetters zeigt die kältetoleranteste aller Bananenarten, Musa basjoo, zum ersten Mal seit Jahren in der systematischen Freiland-Abteilung wieder einen Blütenstand. Die Früchte der ursprünglich in Korea und auf den japanischen Riukiu-Inseln vorkommenden Staude sind klein, nur leicht gebogen und nicht essbar. Dennoch wird Musa basjoo in Japan in Plantagen angebaut: Ihre Blätter und Scheinstämme enthalten Fasern, die sich unter anderem in Teppichen, Kimonos oder Papier wiederfinden lassen. Mit dem ersten Frost sterben die oberirdischen Teile unserer Pflanze ab. Die Gärtner umhüllen sie dann als Schutz vor allzu tiefen Wintertemperaturen mit trockenem Laub. Im nächsten Jahr treibt sie aus dem unterirdischen Spross (Rhizom) neue Schösslinge.
Die nächste Station unserer Reise durch die Bananenvielfalt führt ins Tropenhaus. Hier wächst Musa mannii – auch sie trägt derzeit Früchte. Diese sind essbar, allerdings sind in ihrem Fruchtfleisch jede Menge fester Kerne eingebettet. Daher findet Musa mannii hauptsächlich als Zierpflanze Verwendung.
Der Verweis auf die Kerne der Banane führt unweigerlich zu der Frage: Wo sind eigentlich die Samen unserer „Supermarkt-Bananen“ versteckt? Die Antwort: Sie haben keine. Durch Mutation sind über viele Jahrtausende hinweg immer wieder samenlose Formen entstanden, die der Mensch zur Obstgewinnung gezielt weitervermehrt hat. Doch wie funktioniert dann die Vermehrung? Sie kann nur ungeschlechtlich gelingen – etwa durch Teilung des unterirdischen Sprosses. Der Großteil der kommerziell angebauten Bananenpflanzen ist deshalb genetisch identisch. Noch dazu gehören 99 % der weltweit exportierten Bananen zu einer einzigen Sorte namens „Cavendish“. Deren „kleine Verwandte“, nämlich Musa acuminata 'Dwarf Cavendish‘, gedeiht im Tropenhaus. Die weltweiten Einheitskulturen sind für den Bananenanbau inzwischen zu einem echten Problem geworden. Krankheiten und Schädlinge breiten sich in den homogenen Beständen sehr schnell aus: Nicht umsonst heißt eine der am weitesten verbreiteten Pilzerkrankungen der Bananen „Tropical Race“. Auf der Suche nach Resistenzen widmen sich auch Wissenschaftler der Vielfalt der Bananen inzwischen intensiver.
(KW 45/16)