Bisherige Pflanzen der Woche - Die Weiß-Tanne
Die Weiß-Tanne – Abies alba Mill.
Im Winter ist das Grün rarer als zu anderen Jahreszeiten. Kein Wunder, dass das Kleid des Tannenbaums allerorten freudig besungen wird: In der dunklen Jahreszeit verkörpern immergrüne Nadelbäume die Hoffnung auf den Frühling. Inzwischen sorgen Jahr für Jahr etwa 30 Millionen Christbäume für Weihnachtsstimmung in den deutschen Wohnzimmern. Meistens handelt es sich dabei um Nordmann-Tannen (Abies nordmanniana). Diese aus dem Kaukasus stammende Art trägt besonders weiche und lang haltbare Nadeln.
Unsere heimische Weiß-Tanne (Abies alba) schmücken wir dagegen nur selten mit Kugeln und Lametta. Bis in das 18. Jahrhundert hinein prägte der Baum die sächsischen Mittelgebirgs-Wälder. Später setzte die Forstwirtschaft auf die schneller wachsende Fichte (Picea abies), um den Holzbedarf zu decken. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte durch Schwefeldioxid-Emissionen verursachter saurer Regen einen Großteil der übrigen Weiß-Tannen zum Absterben. Aufkeimende Jungbäume stehen zudem auf dem Speiseplan von hungrigem Rotwild und Rehen. Das Resultat dieser Entwicklungen: Zwischen 1950 und 1990 gingen die Bestände in Sachsen um knapp 96 % zurück, zuletzt waren nur noch etwa 2000 Weiß-Tannen übrig.
Doch passend zur Weihnachtszeit hat die Geschichte (zumindest vorläufig) ein hoffnungsvolles Ende. Der Freistaat Sachsen startete eine bespielhafte Rettungsaktion für die Weiß-Tanne: Zwischen 1991 und 2010 wurden etwa 6,5 Millionen in Forstbaumschulen angezogene Bäumchen in den Mittelgebirgs-Wäldern ausgebracht. Die Chancen stehen also gut, dass wir auch außerhalb der Weihnachtszeit nicht auf den Anblick von Tannenbäumen verzichten müssen. Gelegenheit dazu bietet sich auch beim Weihnachtsspaziergang im Botanischen Garten: Im Bereich der heimischen Flora steht eine etwa 22 Jahre alte Weiß-Tanne. Wir wünschen Ihnen frohe Festtage! (KW 51/2016)