Bisherige Pflanzen der Woche - Benthams Hartriegel
Cornus capitata Wall.
Erdbeeren im Oktober? Wer aufmerksam durch den Botanischen Garten geht, entdeckt derzeit an Benthams Hartriegel im Kübelpflanzenrevier rote Früchte, die diesen Gedanken aufkommen lassen könnten.
Der immergrüne Baum oder Strauch wird bis zu 20 Meter hoch, bleibt meist jedoch niedriger. Seine Heimat liegt im östlichen Himalaya und den angrenzenden Provinzen Chinas. Dort wächst er auf 1000 bis 3200 Metern Höhe in gemäßigtem, sommerfeuchtem Klima ohne strenge Fröste in Eichen- und Rhododendronwäldern.
In England ist Benthams Hartriegel auch als „Himalayan Dogwood“ oder „Himalayan strawberry tree“ bekannt — Namen, die Bezug auf seine Herkunft und Früchte nehmen. Die deutsche Bezeichnung verweist auf den britischen Botaniker George Bentham (1800-1884). Alle Hartriegel-Arten werden im Englischen als „Dogwood“ bezeichnet, wobei die Herkunft des Wortes ungewiss ist. Sie könnte sich von von „Dagwood“ (dagger – Dolch) und damit dem sehr harten Holz der Gattung ableiten, welches von Metzgereien zur Herstellung von Spießen verwendet worden sein soll.
Die Art zählt zu den sogenannten "Blumenhartriegeln": Von Mai bis Juli schmücken das Gehölz köpfchenförmige Blütenstände aus bis zu 100 kleinen, grünlich-weißen Einzelblüten, die von jeweils vier weiß bis blassgelb gefärbten, kronblattähnlichen Hochblättern eingefasst werden. Im Gegensatz zu nah verwandten ähnlichen Vertretern fehlt Benthams Hartriegel hierzulande im Sortiment der Freiland-Ziergehölze, da er nicht ausreichend frosthart ist. An der Küste von Cornwall im Süden Englands trifft man ihn an geschützter Stelle auch in Gärten an. Unser Exemplar verbringt den Winter zusammen mit anderen Kübelpflanzen im vorderen Bereich von Regenwaldhaus II.
Zwischen August und November entwickeln sich alle Früchte im Blütenstand zu einem roten, kugeligen Fruchtverband mit derber Schale. Sein Äußeres erinnert an eine Mischung aus Himbeere, Litschi und Erdbeere. Er ist essbar und schmeckt süß, allerdings wenig aromatisch. Die Magar in Nepal vergären die fleischigen Kugeln zu Alkohol. Auch medizinische Verwendung ist dokumentiert: Mit den rohen Fruchtständen behandeln sie Kopfschmerzen, die tanninhaltige Borke wird lokal zur besseren Wundheilung eingesetzt. Mehrere wissenschaftliche Studien untersuchten Blätter, Borke und Wurzeln der Pflanze auf ihre Inhaltsstoffe hin und fanden antioxidative sowie antibakterielle Eigenschaften.
Wer sich auf die Suche nach heimischen Vertretern der Gattung begeben will, dem sei die Kornelkirsche (Cornus mas L.) empfohlen, deren natürliche Vorkommen von Westen her bis nach Thüringen ausstrahlen. Ihre ebenfalls essbaren Früchte erfahren in jüngerer Zeit eine Wiederentdeckung als Wildobst, und ihre frühe Blüte liefert den überwinternden Insekten unserer Gärten - manchmal schon ab Februar - erste höchst willkommene Nahrung.
(KW 40/22)