Bisherige Pflanzen der Woche - Die Baum-Aristolochie
Die Baum-Aristolochie - Aristolochia arborea Linden
Herbstzeit ist Pilz-Saison. Auch im Amerika-Gewächshaus scheint derzeit in jeder Blüte der Baum-Aristolochie ein kleiner Pilz zu wachsen. Doch ein genauer Blick entlarvt die Täuschung: Der „falsche“ Pilzhut entsteht durch eine dreidimensionale Gewebewucherung der Blütenblätter, der „falsche“ Stiel durch weiße Färbung an entsprechender Stelle. Mückenweibchen, die üblicherweise an Pilzfruchtkörpern ihre Eier ablegen, werden durch dieses Signal angelockt. Biologen bezeichnen solche evolutiv entstandene Nachahmung als Mimikry.
Hinter der Pilzimitation liegt, von weißen Linien umrahmt, eine kleine Öffnung. Sie führt in eine blasenförmige Höhle, in der sich die Narbe und die Staubbeutel befinden. Die Narbenäste nehmen nur unmittelbar nach dem Öffnen der Knospe für kurze Zeit Blütenstaub auf. Die Staubbeutel dieser Blüte geben erst wesentlich später ihren Pollen frei. Eine Selbstbestäubung ist dadurch ausgeschlossen. Hier kommen die angelockten Mückenweibchen ins Spiel. Sie kriechen in die von den Blütenblättern gebildete Höhle, eine sogenannte Kesselfalle. Dort gefangen, übertragen sie am Körper anhaftenden Pollen anderer Blüten auf die Narbe. Damit ist die Bestäubung vollzogen. Die getäuschten Tiere suchen lange, bis sie zufällig durch die kleine Öffnung wieder hinaus ins Freie gelangen. Oft kommen sie vorher in Kontakt mit frischem Blütenstaub, den sie übertragen können, sobald sie in die nächste frisch geöffnete (Kessel-)Falle tappen.
Der Botanische Garten der TU Dresden besitzt mit über 100 Arten die bedeutendste Sammlung an Aristolochien-Gewächsen in Deutschland und weit darüber hinaus. Mitarbeiter des Instituts für Botanik der TU Dresden erforschen neben der interessanten Blütenbilogie und Biomechanik auch die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Pflanzenfamilie mit Hilfe molekularbiologischer Methoden. Die Erkenntnisse helfen dabei, die Evolution der Pflanzen besser zu verstehen. (KW44/17)