Bisherige Pflanzen der Woche - Die Schwarze Teufelskralle
Phyteuma nigrum F.W. Schmidt
Schwarze Teufelskralle – was für ein furchteinflößender Name für ein zartes, filigranes Gewächs, das derzeit schwarz-violett auf den Wiesen im Revier der Einheimischen Flora und im Nordamerika-Revier blüht.
Namensgebend sind die Knospen des ährenförmigen Blütenstands, deren Kronblätter krallenförmig nach oben gebogene Röhren bilden. Mit dem Aufblühen trennen sich ihre fünf langen Kronblattzipfel langsam von einander - und zwar von unten nach oben! Während so an der Basis schon der Weg zum Nektar freigegeben wird, durchkämmen – im noch geschlossenen oberen Teil der Blütenkrone – Fegehaare am Griffel die Staubbeutel und nehmen den Pollen zwischen sich auf. Bei fortschreitender Öffnung gibt diese "Griffelbürste" den Blütenstaub nach und nach an die Bestäuber ab. Erst wenn die Kronblattzipfel am Ende der Blütezeit ganz auseinanderklaffen und die Staubblätter längst verwelkt sind, zeigen zwei deutlich sichtbare Narbenäste an der Spitze des Griffels die weibliche Phase der Blüte an. Dieses zeitlich versetzte Reifen der männlichen und weiblichen Geschlechtsteile bezeichnet man in der Biologie als Dichogamie. Sie dient dazu, Selbstbestäubung zu verhindern und Kreuzbestäubung zwischen verschiedenen Individuen zu fördern. Bestäubende Insekten tragen zuerst den verfügbaren Pollen der Blüte fort, bevor die Narbenäste Fremdpollen aus anderen Blüten aufnehmen können. Als gute Nektar- und Pollenquelle wird die Teufelskralle vor allem von Hummeln und anderen Wildbienen besucht.
Die zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae) gehörende Pflanze kommt nur in Mitteleuropa vor, wo sie hauptsächlich die Mittelgebirge besiedelt. In Deutschland sind ihre Bestände rückläufig, weshalb sie auf der Vorwarnliste bedrohter Arten geführt wird. Sie bevorzugt Halbschatten und feuchten, humosen, kalkarmen Lehmboden, in dem sie bis 50 cm tief wurzelt. Aufmerksame Spaziergänger können sie nicht nur bei uns im Botanischen Garten entdecken, sondern auch im angrenzenden Großen Garten auf spät gemähten Wiesen mit lockerem Baumbestand.
Bekannt ist die Teufelskralle auch unter dem Namen „Schwarze Rapunzel“ – ein Hinweis auf ihre frühere Nutzung als Nahrungspflanze. Ihre herzförmigen Grundblätter, die sich schon im Frühjahr zeigen, sind ebenso essbar wie die rübenartig verdickte und stärkehaltige Wurzel sowie die Blütenköpfchen. Aufgrund der Seltenheit der Art sollte man jedoch lieber auf das Sammeln verzichten und sich stattdessen an ihrer interessanten Blüte erfreuen.
(KW 21/23)