Bisherige Pflanzen der Woche - Das Meerträubel
Das Meerträubel - Ephedra chilensis C.Presl
Zwischen Großem Tropenhaus und Amerika-Gewächshaus liegt das Tertiär-Revier des Botanischen Gartens. Hier wachsen erdgeschichtlich alte Pflanzen, die eng mit jenen Arten verwandt sind, welche zur Zeit der Braunkohlewälder, vor etwa 44 bis 17 Millionen Jahren, die sächsische Flora prägten. Eine dieser Pflanzen ist das Meerträubel (Ephedra chilensis): Die Lausitzer Kohle enthält Nachweise für Pollen von mindestens zwei Ephedra-Arten.
Auf den ersten Blick ähnelt die Pflanze einem Schachtelhalm: Die Blätter sind schuppenartig reduziert, die grünlichen Zweige übernehmen die Photosynthese. Doch das Meerträubel bildet Samen, während Schachtelhalme - wie die Farne - zu den Sporenpflanzen zählen. Wie sich zurzeit gut beobachten lässt, liegen die Samen zwischen roten, fleischigen Hochblättern verborgen. Dadurch entsteht ein beerenähnliches Gebilde, das so manchen Beobachter in die Irre führt. Im botanischen Sinne umhüllen bei einer Beere stets fleischige Fruchtblätter die Samenanlagen. Das Meerträubel besitzt jedoch keine solchen schützenden Fruchtblätter und zählt daher, wie unsere Nadelbäume und der Ginkgo, zu den Nacktsamern. Das Alter der Gattung wird auf etwa 120 Millionen Jahre geschätzt, wobei verschiedene Forscher zu stark abweichenden Ergebnissen gelangen.
Die Heimat von Ephedra chilensis liegt in Waldgebieten und im Grasland der südlichen Anden. Dank ihrer reduzierten Blätter und dem flachen Wuchs trotzt sie erfolgreich den dort oft unwirtlichen Lebensbedingungen mit Trockenperioden, Schnee und Kälte. Die roten, fleischigen Hochblätter bieten Nahrung für Vögel, die die Samen im Kot unverdaut wieder ausscheiden und damit das Meerträubel verbreiten. Auch der Mensch weiß die „scheinbaren Beeren“ zu nutzen: Vor allem die Mapuche, ein indigenes Volk der Region, essen diese als Snack (34/17).