Bisherige Pflanzen der Woche - Krebsschere
Die Krebsschere – Stratiotes aloides L.
Die Krebsschere dominiert derzeit den Teich im Asienrevier, dessen Oberfläche bis vor kurzem nichts von dem jetzt üppigen Pflanzenteppich erkennen ließ. Dicht an dicht schwimmen ihre Blattrosetten im flachen Wasser – und zwischen den scharf gezähnten, schwertförmigen Blättern zeigen sich eingeschlechtliche, weiße Blüten. Die Pflanzen verbringen die kalte Jahreszeit als Winterknospen (Turionen) am Boden des Teichs. Im Frühjahr treiben diese neue Blätter, deren gasgefüllte Interzellularen die Pflanzen wieder nach oben steigen lassen. Bald darauf bilden sie horizontale Ausläufer, an deren Ende Tochterrosetten entstehen. So schließt sich der Bestand rasch und effektiv.
Fossile Samenfunde belegen Vorkommen der Krebsschere seit rund 40 Mio. Jahren (Mittleres Eozän). Während im Tertiär noch mehrere Arten vorkamen, gibt es heute nur noch eine einzige. Sie gedeiht nur in nährstoffreichen, flachen, stehenden Gewässern mit ausreichender Sonneneinstrahlung. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art umfasst weite Teile Europas, den Nordkaukasus und Westsibirien. In Sachsen liegen historische Fundorte in verschiedenen Teichen des Oberlausitzer Tieflands und in den Elbauen bei Torgau. Die Naturvorkommen in Deutschland sind vom Aussterben bedroht und gesetzlich geschützt. Da viele Altwässer im Auenbereich von Flüssen mit der Zeit verlanden, verschatten oder aufgefüllt werden, gehen wertvolle Habitate der Krebsschere verloren. Ein weiteres Problem – zumindest aus Sicht der Krebsschere – ist der immer besser funktionierende Hochwasserschutz: Großflächige Überflutungen halfen der Art über Jahrtausende, neue Standorte zu besiedeln, sind inzwischen aber eher selten.
Wenn die Krebsschere verschwindet, wirkt sich das auch auf andere Mitglieder des Ökosystems aus. Ein kleiner Schmetterling, der Krebsscheren-Zünsler (Parapoynx stratiotata), legt seine Eier gerne auf den Blättern der Krebsschere ab. Seine Raupen leben unter Wasser in Gespinsten zwischen den scharf gezähnten Blättern, die ihnen zugleich Nahrung und Schutz vor räuberischen Fischen bieten. Die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis), eine Libellenart, nutzt die gleiche Strategie, um ihre Larven zu schützen. Sie ist noch enger an die Krebsschere gebunden als der Zünsler. In Sachsen fehlen sichere Nachweise der Libelle – woran die Seltenheit der Krebsschere sicherlich Anteil hat. (KW23/18)