Bisherige Pflanzen der Woche - Die Schachbrettblume
Die Schachbrettblume (Fritillaria meleagris L.)
Die Farbtupfer des Vorfrühlings sind von den Wiesen des Botanischen Gartens verschwunden. Seit Mitte April lädt nun ein eher unscheinbares Liliengewächs zum Staunen über die Farbenvielfalt in der Natur ein: Auf der Wiese am Teich vor dem Alpinum nicken die rosa bis purpurbraun gefärbten, glockenförmigen Blüten der Schachbrettblume (Fritillaria meleagris L.) im Wind.
Sie entspringen meist einzeln, seltener zu zweit, einem etwa 25 cm hohen Stängel. Ihr eigenwilliges Schachbrettmuster macht sie in der heimischen Flora unverwechselbar. Der Artname „meleagris“ bedeutet im Griechischen „Perlhuhn“ – er spielt auf das ähnlich gescheckte Gefieder dieses Vogels an. Ein anderer Name der Pflanze lautet „Kiebitzei“, denn ihre Blüten haben auch Ähnlichkeit mit den in Tarnfarben gesprenkelten Eiern dieses Bodenbrüters. Neben den typisch gefärbten können auch weiße Blüten auftreten.
Die Art besiedelt feuchte, extensiv genutzte Wiesen auf Lehm- oder Tonböden im Auenbereich. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in Südeuropa, doch die Vorkommen reichen bis nach Westasien. Als Zierpflanze kam sie ab dem 17. Jahrhundert nach Mittel- und Westeuropa, wo sie verwilderte und lokal eingebürgert ist. Ihre wenigen Vorkommen in Deutschland gelten als gefährdet und stehen unter Naturschutz: Man findet sie vor allem in Norddeutschland, vereinzelt z. B. aber auch in Nordbayern und Hessen.
Bis sich aus einem Keimling eine blühende Pflanze entwickelt, vergehen mehrere Jahre. Bestäubt werden die Blüten vorrangig durch Hummeln, aber auch Wildbienen. Der Wind streut später die reifen Samen aus den Kapseln aus. Wasserströmungen können sie weiterverbreiten, denn sie sind bis zu acht Wochen lang schwimmfähig. Zusätzlich vermehrt sich die Schachbrettblume auch vegetativ, indem sie in den Blattachseln Brutknospen, sogenannte Bulbillen, bildet.
Die rund 140 Arten umfassende Gattung Fritillaria ist im Botanischen Garten noch mit zahlreichen weiteren Arten vertreten. Ganz in der Nähe der Schachbrettblume blühen im Südeuropabereich einige Exemplare von Fritillaria messanensis Raf. Sie unterscheidet sich von der einheimischen Art durch weniger stark gemusterte Blüten. Beim Gartenbesuch kann man auch einen Abstecher zur verwandten Kaiserkrone (Fritillaria imperialis L.) machen, auf deren majestätische, orangefarbene Blütenstände man im Asienbereich nahe des Haupteingangs trifft. Nach ihr ist das Herzgift Imperialin benannt. Dieses Alkaloid ist sowohl in den Zwiebeln der Kaiserkrone als auch der Schachbrettblume (sowie einiger weiterer Fritillaria-Arten) enthalten. Es verursacht Krämpfe und Brechreiz und senkt den Blutdruck. Die Aufnahme großer Mengen kann zu Herzstillstand führen.
(KW 18/22)