Bisherige Pflanzen der Woche - Die Elfenbeindistel
Die Elfenbeindistel - Eryngium giganteum M.Bieb.
„Disteln“ – seit biblischen Zeiten als wehrhaft stechende, nutzlose Pflanzen vom Menschen verachtet und bekämpft. Doch geschickt mit weichen Begleitpflanzen wie Leinkraut oder Gräsern kombiniert, können bestimmte Vertreter im Garten durchaus dekorative Akzente setzen! Der Bund deutscher Staudengärtner kürte diese unter der Sammelbezeichnung „Edle Disteln“ zur Staude des Jahres 2019 (eine Übersicht zu Beispielen im Botanischen Garten finden Sie hier:Edle Disteln).
Zu diesen dekorativen Arten zählt die Elfenbeindistel, ein derzeit im Kaukasus-Quartier blühender Doldenblütler. Im Jahr der Aussaat bildet sie nur eine stachelige Rosette. Im Folgejahr gibt ihr straffer, aufrechter, bis 1,5m hoher Spross dem sommerlichen Blumenbeet dagegen Halt und Struktur. Das silbrige Laub und die von silbrigen Hochblättern umkränzten Blütenköpfe, an denen viele Insekten Nahrung finden, stellen dann einen attraktiven Blickfang dar. Nach der Samenreife im Herbst sterben die Pflanzen meist ab – es ist also gut, rechtzeitig für Nachzucht zu sorgen. An sonnigen, relativ trockenen Standorten können sich Sämlinge auch spontan entwickeln.
Der englische Volksmund bezeichnet die Elfenbeindistel als „Miss Willmott’s Ghost“. Was hat es mit diesem seltsamen Namen auf sich? Ellen Anne Willmott (1858-1934) war eine anfangs wohlhabende, schon in jungen Jahren extrem passionierte Pflanzenliebhaberin. Sie ließ rund um den Familienwohnsitz Warley Place in Essex einen Garten anlegen, der in einem Atemzug mit den königlichen Sammlungen in Kew und Edinburgh genannt wurde, was Pflanzenvielfalt und Gestaltung betraf. In seinen besten Jahren beschäftigte er über 100 Gärtner (Audrey le Lievre 1980) – und trieb seiner Besitzerin letztlich in den Ruin. Heute sind von der einstigen Pracht nur noch die Grundmauern erhalten. Der in Kreisen des englischen Gartenbaus höchst einflussreichen, energischen Dame wird nachgesagt, sie habe bei Besuchen in fremden Gärten stillschweigend hier und da einzelne Früchte der Elfenbeindistel aus ihrer Rocktasche fallen gelassen, um Blickfänge und Struktur in die Pflanzungen bringen. Viele Monate später entwickelten sich daraus „wie von Geisterhand“ die silbrigen Disteln – und erst längeres Nachdenken brachte die Besitzer schließlich auf die Spur von Miss Willmott! (KW 30/2019)