Bisherige Pflanzen der Woche - Die Welwitschie
Die Welwitschie - Welwitschia mirabilis Hook. f.
Weihnachtszeit ist traditionell eine Zeit der Nadelbäume. Wer vor dem Trubel im Advent in die Wärme der Gewächshäuser flieht, trifft dort auf eine eigenartige Verwandte von Nordmann-Tanne und Blau-Fichte: die Welwitschie. Sie ist die letzte lebende Vertreterin einer ansonsten ausgestorbenen, erdgeschichtlich sehr alten Pflanzenfamilie.
Wie bei den Koniferen liegen ihre Samenanlagen offen und ungeschützt zwischen den Schuppen der Blütenzapfen. Das charakterisiert den Verwandtschaftskreis der sogenannten Nacktsamer (Gymnospermae). Welwitschien sind zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Exemplare. Angelockt von Nektartropfen übertragen Insekten wie Fliegen und Wanzen den Pollen. Unsere große Welwitschie, die derzeit Zapfen trägt, ist ein Weibchen. Sie kann jedoch keine keimfähigen Samen bilden, da ein Bestäubungspartner fehlt.
Heimat der Welwitschie ist die Namibwüste, die sich von Südangola bis nach Namibia entlang der Atlantikküste erstreckt. Eine kräftige Pfahlwurzel hilft der Pflanze, Wasser zu finden, und verankert sie fest im Boden. Der Stamm bleibt dagegen kurz und wächst bald nur noch in die Breite. Seinem oberen Ende entspringt ein einziges Blattpaar mit erstaunlichen Eigenschaften: Jahrzehnte- bis jahrhundertelang erneuern sich die beiden Blätter von der Basis her ständig und sterben gleichzeitig an der Spitze auf natürliche Weise ab. Ihr Wachstum endet erst, wenn die Pflanze stirbt. Ältere Blätter kann der Wüstenwind in Längsstreifen zerfasern, ohne dass sie Schaden nehmen.
Der aus Kärnten stammende Botaniker Friedrich Welwitsch (1806-72), der die später nach ihm benannte Art 1859 in Angola als erster Europäer sah, pflegte wissenschaftliche Kontakte zum Gründer und ersten Direktor des Botanischen Gartens Dresden, Gottlieb Ludwig Reichenbach. Er erkannte die Einzigartigkeit seiner botanischen Entdeckung sofort und berichtete später, er sei bei ihrem Anblick überwältigt auf dem heißen Sandboden niedergekniet und habe das wunderliche Gewächs zunächst nur in der Furcht angestarrt, es könne womöglich ein Trugbild seiner Sinne sein. (KW 51/17)