Bisherige Pflanzen der Woche - Der Bunte Eisenhut
Aconitum variegatum L.
Einer der giftigsten Vertreter der mitteleuropäischen Flora lässt sich momentan hinter dem Alpinum mit gebührendem Abstand betrachten: Der Bunte Eisenhut (Aconitum variegatum L.) streckt seine blau-violetten, helmförmigen Blüten der Sommersonne entgegen. Diese können mitunter auch grün oder weiß gescheckt sein, was der Art ihren Namen gab.
Das ausdauernde Hahnenfußgewächs wird 25 bis 250 cm hoch. Es besiedelt sickerfeuchte, nährstoffreiche Böden der Hochstaudenfluren, Grauerlen- und Auenwälder, Gebüsche und Waldränder Europas. Der Verbreitungsschwerpunkt In Deutschland liegt im Alpenraum, doch wächst die Pflanze auch in manchen Mittelgebirgen. DIe Rote Liste der Gefäßpflanzen (2018) führt die dekorativ blühende Staude in der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Alle Wildvorkommen sind gesetzlich geschützt.
Im obersten der blauen Blütenblätter, dem sogenannten „Helm“, verbergen sich zwei langstielige Honig- oder Nekarblätter. Nur Hummeln gelingt es, diese Nektarquelle zu erschließen, wobei sie die Blüten bestäuben.
Alle Pflanzenteile des Bunten Eisenhutes enthalten hochgiftige Diterpen-Alkaloide, darunter Talatisamin. Dieses Alkaloid ähnelt dem Aconitin aus dem Blauen Eisenhut (Aconitum napellus L.), dessen Wirkung und Vergiftungserscheinungen gut untersucht sind. Den höchsten Aconitin-Gehalt weisen demnach die Wurzelknolle und die Samen auf. Bereits 3 bis 6 mg der Reinsubstanz töten einen Erwachsenen. Die Vergiftung macht sich zunächst mit einem Brennen und Kribbeln im Mund, an Händen und Füßen bemerkbar. In der Folge kann es zu Taubheit, Herzrhythmusstörungen, einer beschleunigten Atmung, Erbrechen, Schmerzen und völliger Kreislauflähmung bis hin zum Tod kommen. Weil das Gift auch über die Haut aufgenommen wird, ist selbst das Berühren der Pflanze gefährlich. Wer Eisenhut im Garten pflegt, sollte sich dieser Giftwirkung unbedingt bewusst sein und im Umgang mit der Pflanze Handschuhe tragen. Kinder dürfen unter keinen Umständen in Kontakt mit dem Eisenhut kommen. Trivialnamen wie Wolfswurz, Fuchswurzel, Würgling oder Ziegentod weisen darauf hin, dass die Pflanze auch giftig für viele Tiere ist, darunter für Pferde, Rinder und Schafe.
Vom 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein führten Apotheken die Knollen des Blauen Eisenhuts als „Tubera Aconiti“ im Sortiment der Heildrogen. Heute wird die Pflanze hierzulande medizinisch nur noch in der Homöopathie eingesetzt. Während in Deutschland nur sieben Arten vorkommen, ist die Vielfalt in China mit 211 Eisenhut-Arten besonders hoch. Einige davon finden in Zubereitungen der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung, unter anderem gegen Rheuma.
(KW 30/22)