Bisherige Pflanzen der Woche - Aloe spicata
Aloe spicata L.f.
Wie Signalfahnen ragen zurzeit die Blütenstände von Aloe spicata in die Luft des Sukkulentenhauses. Sie sichern dem sukkulenten Gewächs in seiner Heimat Südafrika die Aufmerksamkeit bestäubender Bienen und Vögel. Letzteren gibt die kräftige Blütenstandsachse unterhalb der „Nektartankstelle“ sicheren Halt. Das ist wichtig: Die nektarfressenden Vögel Afrikas können, anders als die amerikanischen Kolibris, nicht schwirrend auf der Stelle fliegen.
Um ihren Energiebedarf zu decken, benötigen die gefiederten Besucher deutlich mehr von dem zuckerhaltigen Saft als Insekten. Die Pflanze produziert ihn daher in großen Mengen. Im Sukkulentenhaus, wo Bestäuber ausbleiben, quellen die dicken Tropfen des dunkel rotbraunen Nektars aus dem Zentrum der Blüten heraus und bilden Flecken, wo sie zu Boden fallen.
Doch warum ist der Nektar nicht farblos, wie bei Blüten allgemein üblich? Manche Forscher interpretieren den Farbkontrast des Blütensaftes als ein „ehrliches Signal“: Die Bestäuber können schon von weitem erkennen, ob sich ein Besuch der Blüten lohnt, und ersparen sich dadurch unnötige Anflüge. Für diese Theorie spricht, dass zahlreiche Pflanzen mit gefärbtem Nektar von Wirbeltieren mit hohem Energiebedarf bestäubt werden. Dazu zählen Vögel, Fledermäuse und Geckos.
Einer anderen Hypothese zufolge könnte der farbige Zuckersaft Nektarräuber abschrecken. Experimente mit einer verwandten Aloe (A. vryheidensis Groenew.) haben gezeigt, dass deren dunkler Nektar den bestäubenden Vogelarten offenbar gut schmeckt, während sich Nektarvögel (Nectariniidae), die wegen ihres langen Schnabels keine Bestäubung herbeiführen, nach dem ersten Schluck angewidert abwandten. Die Forscher vermuten, dass ein Bitterstoff den Nektar für Nektarräuber vergällt und zugleich braun färbt. Ob bei Aloe spicata ein ähnlicher Zusammenhang besteht, ist noch nicht bekannt. (KW 2/2016)