Bisherige Pflanzen der Woche - Die Artischocke
Die Artischocke – Cynara scolymus L.
Ein wenig mediterranes Flair erfüllt derzeit unseren Nutzpflanzengarten: Die Artischocke (Cynara scolymus L.) balanciert zahlreiche violette Blütenkörbchen auf ihren bis zu zwei Meter hohen Stängeln. Mit ihren festen, spitz zulaufenden Hüllblättern ähneln die Blütenstände denen der verwandten Disteln – und wirken hübsch, aber kaum appetitlich.
Tatsächlich schmecken Artischocken nicht mehr, sobald die Blüten sich geöffnet haben: Sie sind dann zu fest und faserig. Zum richtigen Erntezeitpunkt liegen die Hüllblätter noch an und die Blütenköpfe erscheinen geschlossen. Nach der Ernte entfernt man die äußersten Hüllblätter und den Blütenstandsstiel, kratzt die Knospen der Röhrenblüten (auch als „Heu“ bezeichnet) aus dem Inneren heraus und kocht die so vorbereiteten „Artischockenböden“ etwa eine halbe Stunde lang mit einem Spritzer Essig oder Zitrone in Wasser. Sobald sich die Hüllblätter abziehen lassen, ist die Artischocke gar. Die verdickte Basis der Hüllblätter und der fleischige Boden des Blütenstands schmecken gut mit etwas Vinaigrette oder Dip, finden sich aber auch als Belag auf der Pizza wieder.
Bei uns im Botanischen Garten ist das Ernten nicht gestattet, denn für den Erhalt der Sammlung ist es wichtig, dass die Pflanze, die nach der Fruchtreife abstirbt, Samen bildet. Außerdem sind die geöffneten Blütenköpfe nicht nur ein Augenschmaus für unsere Besucher, sondern auch ein Festmahl für viele Wildbienen und Falter, die sich bei sonnigem Wetter zwischen den Blüten tummeln.
Im heimischen Garten braucht die Artischocke nährstoffreichen, tiefgründigen Boden und viel Platz - eine ausgewachsene Pflanze benötigt etwa einen Quadratmeter Beetfläche. Blüten zeigen sich erst im zweiten Jahr, zuvor muss das mediterrane Gewächs einen Winter überleben. Eine lockere Schicht aus luftdurchlässigem Material wie Stroh, Laub oder Mulch über den abgeschnittenen Stängeln schützt sie in dieser Zeit vor allzu frostigen Temperaturen. Zusätzlicher Nässeschutz kann nicht schaden. Wer dann später große Artischocken ernten möchte, sollte nur 3 Stängel mit je 3 Blütenköpfen an der Pflanze belassen. (KW 32/2020)