Bisherige Pflanzen der Woche - Die Berberitze
Berberis vulgaris L.
Der Herbst taucht den Botanischen Garten derzeit in strahlende Gelb-, Orange und Rot-Töne. Während der Wind bunte Blätter oft schon nach wenigen Tagen fortträgt, lassen sich andere Farbtupfer noch einige Monate lang bewundern. Dazu zählen die Beeren der Gewöhnlichen Berberitze, die in der heimischen Flora sowie am Rande des ehemaligen Nutzpflanzenreviers weithin rot leuchten. Sie bleiben oft bis in den Winter hinein am Strauch hängen, bis Vögel sie verspeisen – und die Samen so teils über weite Strecken verbreiten.
Die Früchte der Berberitze sind auch für uns Menschen mehr als nur Augenschmaus: Wer den sauren Geschmack mag, kann sie ohne Bedenken verzehren. Während die Nutzung hierzulande eher unüblich ist, haben sie andernorts einen festen Platz in der Küche: Besonders im Iran baut man verschiedene samenlose Sorten an. Bei uns landen die Beeren meist als Trockenfrüchte oder in Form von Marmelade auf dem Tisch. Da die Berberitze ein Zwischenwirt für den Getreideschwarzrost (Puccinia graminis Persoon) ist, der teils massive Ernteausfälle bei Getreide verursacht und seit Jahrtausenden in immer neuen Mutanten die Felder bedroht, wurde der Dornstrauch vielerorts bekämpft. Die Gattung Berberis hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet: es umfasst Eurasien, Nord- und Südamerika sowie Teile Afrikas. Zum Schutz des Getreides gelten etwa in Kanada strenge Regeln für Einfuhr und Anbau der Pflanzen.
Doch auch abseits von Getreidefeldern ist eine gewisse Vorsicht angebracht: die Langtriebe der Berberitze tragen ein- bis mehrspitzige Blattdornen, und ihre Wurzeln, Rinde und Blätter sind giftig. Das darin enthaltene Berberin kann bei höherer Dosierung unter anderem zu Durchfall, Übelkeit und Krämpfen führen. Deshalb rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte von der volksmedizinischen Verwendung dieser Pflanzenteile bei verschiedensten Erkrankungen ab. Ganz gefahrlos färbt das giftige Alkaloid der Berberitze dagegen Wolle und Leder sattgelb – was im Zeitalter synthetischer Pigmente allerdings nur noch sehr wenig praktische Bedeutung hat.
(KW 43/21)