Bisherige Pflanzen der Woche - Die Gewöhnliche Hasel
Die Gewöhnliche Hasel - Corylus avellana L.
Der Frühling naht. Märzenbecher, Blausterne, Krokusse und Winterlinge legen derzeit bunte Blütenteppiche über viele Wiesen und Beete. Andere, eher unscheinbare Frühjahrsblüher wie die Hasel übersieht man dabei schnell.
Der Haselstrauch ist einhäusig: Wer danach sucht, entdeckt männliche und weibliche Blüten. Wie Lämmerschwänze schaukeln gelbliche Kätzchen bei jeder Luftbewegung an den Zweigen. Sie enthalten die männlichen Blüten, die bereits im letzten Sommer gebildet wurden. Jetzt, an den ersten sonnigen Vorfrühlingstagen, öffnen sie sich und geben den Blütenstaub frei. Der Wind durchstreicht die noch kahlen Zweige und trägt den Pollen davon – mit ein wenig Glück zu den weiblichen Blüten. Diese liegen in den Knospen der Hasel verborgen, nur die roten Narben schauen heraus, um den Blütenstaub einzufangen. Anders als tierische Bestäuber, die auf der Nahrungssuche von einer Blüte zur nächsten fliegen, ist der Wind ein wenig zielgerichteter Pollenüberträger. Um die Chance der Bestäubung zu erhöhen, setzt die Hasel deshalb auf Masse: Ein einziges Kätzchen entlässt über 8 Millionen Pollenkörner – zum großen Leidwesen vieler Allergiker.
Die frühe Blütezeit der Hasel mag günstig für die Windbestäubung sein, birgt allerdings auch ein Risiko: Spätfröste können die heranreifenden Früchte abtöten. 2014 führte eine einzige frostige Märznacht an der Schwarzmeerküste dazu, dass die türkische Haselnuss-Ernte um 40 % einbrach. Da Dreiviertel aller weltweit angebauten Haselnüsse aus der Türkei stammen, hatte dies weitreichende Folgen. Die Preise stiegen vorübergehend um 60 %, in vielen deutschen Discountern blieben die Haselnuss-Regale leer. Einige Zeitungen riefen gar eine „Nutella-Krise“ aus, denn Ferrero als Hersteller der Nougatcreme kauft jährlich ein Viertel der Haselnuss-Weltproduktion auf und war von dieser Missernte entsprechend betroffen. Das Beispiel macht deutlich, wie anfällig ein derart stark auf eine Region konzentriertes Produktions- und Handelssystem sein kann, wenn die Umstände sich plötzlich ändern. (KW 10/17)