Bisherige Pflanzen der Woche - Die Hundszahnlilie
Die Hundszahnlilie Erythronium dens-canis L.
Kraft ihrer Zwiebeln strecken fast pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang die attraktiven rosafarbenen Blüten der Hundszahnlilie ihre Köpfchen aus der Erde.
Die Zwiebel war auch Namensgeberin für die Pflanze, da ihr oft gespaltener Wuchs Carl von Linné bei der Erstbeschreibung wohl an die Eckzähne eines Hundes erinnerte. Die Artbezeichnung „dens -canis“ geht darauf zurück. Der Gattungsname „Erythronium“ bezieht sich vermutlich auf die Blütenfarbe (griech. „erythros“ = rot).
Je nach Höhenlage entspringt zwischen Februar und Mai meist eine einzelne, endständige Blüte zwischen zwei lanzettlichen Laubblättern und öffnet sich 10 bis 20 Zentimeter über dem Boden. Die sechs rosafarbenen (selten weißen) Blütenblätter sind zurück geschlagenen. Sie geben den Blick auf violett-schwarze Staubbeutel frei. Bei uns im Garten werden die Blüten unter anderem von Bienen angeflogen, die auf der Suche nach dem am Blütenboden dargebotenen Nektar die Staubbeutel und Narben berühren und dabei Bestäubungsarbeit leisten. Nach erfolgreicher Befruchtung bildet sich eine vielsamige Kapsel. Bei der Ausbreitung der Samen helfen Ameisen. Sie fressen ein energiereiches Anhängsel des Samens (Elaiosom) und verschleppen sozusagen ganz „nebenbei“ die Samen. Diese sogenannte Myrmekochorie ist unter Frühjahrsblühern weit verbreitet.
Mindestens ebenso auffällig wie die schmucken Blüten sind die gescheckten Laubblätter der Pflanze. Wer sie über längere Zeit beobachtet, stellt fest, dass sich ihre Marmorierung verändert: Die dauerhaft silbrig-grauen Bereiche entstehen durch Lufteinschluss unter der Oberhaut des Blattes, die braunen Flecken beruhen dagegen auf Zellen, die nur anfangs mit rotem Farbstoff gefüllt sind. Später wird dieser abgebaut, der Braunton verliert sich und weicht einer grünen Färbung. Welchen Nutzen kann die Pflanze von der Marmorierung der Blätter haben? Diskutiert wird die Abwehr potentieller Fraßfeinde durch Tarnung. Auch eine mögliche Rolle beim Anlocken der Bestäuber ist denkbar: Bei blühenden Pflanzen hält sich die Braunfäbung länger als bei blütenlosen.
Die meisten der über 30 Erythronium-Arten kommen in Nordamerika, einige auch auf dem asiatischen Kontinent vor. Die Hundszahnlilie ist die einzige europäische Vertreterin der Gattung. Sie besiedelt von Südeuropa bis in die Ukraine vor allem Laubwälder, Waldlichtungen und Gebüsche auf lehmhaltigen, humus- und karbonatreichen Böden. In Mitteleuropa ist die Art insgesamt selten. Vereinzelte Vorkommen kennt man aus dem Süden Österreichs, der Tschechischen Republik und der Schweiz.
Das Blütenschauspiel im Südeuropa-Revier ist leider nur von kurzer Dauer. Ebenso schnell wie sie gekommen sind, vergehen die Blüten auch wieder, und die Zwiebel im Boden sammelt Kraft für den Austrieb im nächsten Jahr, bevor mit der Samenreife auch die Blätter bald vergilben und vergehen.
(KW 13/23)