Bisherige Pflanzen der Woche - Der Haar-Ginster
Der Haar-Ginster – Genista pilosa L.
Ein sommergrüner Zwergstrauch blüht zurzeit in der heimischen Flora nahe des Alpinums: der Haar-Ginster. Hierzulande findet man die in West- und Mitteleuropa vorkommende Pflanze im nördlichen und westlichen Tiefland. Südlich der Donau sind keine Vorkommen bekannt. Der giftige Strauch wächst auf sauren, sandigen Böden in Heiden, Magerwiesen sowie an sonnigen Säumen von Gebüschen und Wäldern. Bei genauer Betrachtung erkennt man an jungen Zweigen, auf der Blattunterseite, auf der Außenseite der Kronblätter und auf den 1,5 bis 2,5 cm langen Früchten seidige Haare. Auf sie bezieht sich der deutsche Name, Haar-Ginster oder auch Behaarter Ginster.
Die kräftig gelben Blüten verraten die Verwandtschaft der in Sachsen als gefährdet geltenden Art: Neben fünf verwachsenen Kelchblättern besitzen sie fünf Kronblätter, die eine charakteristische Ausformung aufweisen. Das obere, größte Kronblatt wird als „Fahne“ bezeichnet, die zwei seitlich benachbarten nennt man „Flügel“, und die letzten beiden bilden gemeinsam das „Schiffchen“ im unteren Teil der Blüte. Darin befinden sich ein einziges Fruchtblatt und 10 Staubblätter. Diese Merkmalskombination kennzeichnet die Familie der Schmetterlingsblütler oder Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Bei der Bestäubung des Ginsters spielt Spannung eine zentrale Rolle. Landen Hummeln oder Bienen auf der Blüte, drücken sie Flügel und Schiffchen nach unten. Dies löst die beiden mit den Flügeln verzahnten, eng zusammenschließenden Schiffchenblätter voneinander. Sofort schnellen blitzgeschwind die Staubblätter und der Griffel nach oben, die zuvor wie ein Bogen gespannt im Schiffchen auf ihre „Befreiung“ gewartet hatten. Die Narbe nimmt den vom Bestäuber mitgebrachten Pollen ab, die Staubbeutel bringen ihren eigenen auf der Bauchseite des Tieres auf. So legt der Haar-Ginster Schlag auf Schlag die Grundlage für eine erfolgreiche Samenproduktion. (KW 18/2019)