Bisherige Pflanzen der Woche - Die Stechpalme
Ilex aquifolium L. – Europäische Stechpalme
Während die meisten Laubgehölze draußen inzwischen ihre Blätter abgeworfen haben, wird es in den Wohnzimmern immer grüner. Ob Tannen- oder Mistelzweige oder gar ganze Bäume: Ihr immergrünes Kleid trotzt der dunklen, kalten Jahreszeit, es symbolisiert Vitalität unter ungünstigen Bedingungen.
In die Riege dieser grünen Weihnachtspflanzen reiht sich im englischsprachigen Raum auch die Stechpalme ein. Ihre Blüten seien weiß wie die einer Lilie, heißt es in dem alten englischen Weihnachtslied „The Holly and the Ivy“. Wie die Lilie wird so auch die Stechpalme zum Symbol für die Jungfräulichkeit Marias. Die Beeren, so heißt es weiter, seien rot wie alles Blut. Zusammen mit den stacheligen Blättern verkörpern sie die Leiden Jesu Christi. Botanisch betrachtet sind es Steinfrüchte, die sich nur an weiblichen Stechpalmen entwickeln, in deren Nähe ein männlicher Strauch als Bestäubungspartner steht.
Doch nicht alle Blätter der Stechpalme stechen. Mit dem pieksenden Fraßschutz sind vor allem die Blätter in der Reichweite hungriger Rehe ausgestattet. Laub, das sich weit oben oder im Inneren des Strauchs befindet, kommt ohne Stacheln aus. Die Pflanze besitzt also zwei verschiedene Blattformen. Botaniker bezeichnen dieses Phänomen als „Heterophyllie“.
An Palmen erinnern weder die stacheligen noch die glattrandigen Blätter. Woher kommt also der deutsche Name Stechpalme? Um dies zu erklären, müssen wir unseren Blick auf ein anderes christliches Fest lenken: den Palmsonntag in der Woche vor Ostern. An diesem gedenken Christen des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem. Nach dem Johannes-Evangelium (12, 13) begrüßte das Volk ihn mit Palmzweigen. Diese sind jedoch in unseren Breiten schwer aufzutreiben. Also ersetzte man sie für die kirchlichen Zeremonien durch andere Pflanzen, die um diese Zeit grüne Blätter trugen. Und dazu zählte unter anderem die „Stechpalme“. (KW 50/2015)