Bisherige Pflanzen der Woche - Der Texasstern
Lindheimera texana A. Gray
Trotz künstlicher Bewässerung hinterlässt die extreme Trockenheit dieses Sommers auch im Einjährigen-Revier des Botanischen Gartens ihre Spuren. Zu den Pflanzen, die diese Bedingungen erstaunlich gut ertragen, gehört der Texasstern (Lindheimera texana). In Texas, Oklahoma und Nordost-Mexiko besiedelt er als Präriepflanze trockene, basische, vor allem ton- und sandhaltige Böden der ausgedehnten Graslandschaften, kommt aber auch entlang von Straßenrändern und lokal im Bereich von Kalksteinaufschlüssen vor.
In seiner Heimat keimt er in den feuchteren Herbst- und Wintermonaten und überwintert als Jungpflanze. Im Folgejahr bildet er bis zum Frühsommer Blüten und Früchte und stirbt dann ab. Solche sogenannten „winterannuellen“ Pflanzen sind auch im Mittelmeerraum häufig: Trockenheit und Hitze im Hochsommer kann ihren ruhenden Samen nichts anhaben. Unsere Einjährigenbeete werden jedes Frühjahr neu angelegt, was den Texasstern aus seinem natürlichen Rhythmus bringt. Doch er zeigt sich anpassungfähig: Nach der Keimung im Mai setzt er von Anfang Juli mitunter bis in den Oktober immer wieder neue Blütenköpfe an. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet man den attraktiven Dauerblüher deshalb in verschiedenen botanischen Gärten Europas.
Der wissenschaftliche Name Lindheimera erinnert an Ferdinand Jacob Lindheimer, einen aus Frankfurt am Main stammenden Lehrer und Pflanzensammler, der 1834 in die USA auswanderte und als „Vater der texanischen Botanik“ gilt. Die Bezeichnung Texasstern (engl. Texas Star) beruht auf den fünf sonnengelben Zungenblüten, welche den rund drei Zentimeter großen Blütenköpfchen ein sternförmiges Aussehen verleihen.
Als einzige Art der monotypischen Gattung Lindheimera gehört die Pflanze zu den Korbblütengewächsen (Asteraceae). Die Blüten dieser Pflanzenfamilie sind klein. Charakteristische körbchenförmige Blütenstände fassen manchmal hunderte solcher kleinen Blüten zusammen und lassen den Eindruck einer großen Einzelblüte entstehen. Ein flüchtiger Blick auf den Texasstern zeigt das deutlich – die Täuschung ist geradezu perfekt! Erst der genaue Blick enthüllt: Fünf gelbe Blüten mit zungenförmiger Blütenkrone umgeben mehrere radiärsymmetrische Röhrenblüten in der Mitte des Blütenköpfchens. Letztere sind unfruchtbar. Nur die Zungenblüten können Samen bilden. Der reife Fruchtstand ähnelt daher, wie die Blüte selbst, einem fünfstrahligen Stern.
Die Pflanzenfamilie der Asteraceae ist sehr vielgestaltig, was die Ausprägung der Köpfchenformen betrifft. So gibt es auch welche, die ausschließlich Zungenblüten besitzen, wie die Löwenzahn- und Habichtskraut-Arten oder die blaublühende Wegwarte. Andere Korbblütler weisen nur Röhrenblüten auf, wie die Kornblume oder der Rainfarn. Auch die Immortelle hat nur Röhrenblüten – umrahmt von zungenförmigen farbigen Hüllblättern, die außerhalb der Blütenzone liegen. Alle diese Formen dienen aber einem einzigen Zweck: Ihre Attraktivität soll möglichst wirksam Bestäuber anlocken.
(KW 32/22)