Bisherige Pflanzen der Woche - Der Lein
Der Lein – Gattung Linum L.
Ob im Müsli, im Salat, als Flachs gebunden oder im Beet als Zierpflanze – Lein hat viele Gesichter. Mit rund 200 Arten ist die Gattung Linum in weiten Teilen der Welt vertreten. In Deutschland kommen acht Vertreter vor.
Saat-Lein (Linum usitatissimum L.), auch Flachs genannt, ist eine seit mindestens 6000 Jahren genutzte Faserpflanze. Archäologische Funde von Leinengewebe kennt man von den Sumerern in Mesopotamien, von Mumien aus dem Alten Ägypten und aus prähistorischen Pfahlbauten in der Schweiz. Auch in Deutschland prägte Leinanbau Jahrhunderte lang das Bild der Felder mit. Die einjährige Pflanze lässt sich als Sommerlein oder Winterlein kultivieren und dadurch flexibel in die Fruchtfolge integrieren. Ihr geringer Nährstoffbedarf trägt zur Erholung des Bodens nach stark zehrenden Feldfrüchten bei. Die Fasern aus den Stängeln waren neben der Wolle ein wichtiger Textilrohstoff. Erst mit dem verstärkten Import von Baumwolle ab dem 19. Jahrhundert ging der Anbau drastisch zurück.
Andere Sorten des Saat-Leins liefern als Hauptertrag den wertvollen Leinsamen. Er enthält mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Linol- und Linolensäure), die unser Organismus nicht selbst herstellen kann und die wir daher mit der Nahrung aufnehmen müssen. Beim Pressen der Samen entsteht Leinöl. Es findet in der Küche, aber z. B. auch in der Farbindustrie Anwendung.
Vom Flachs kennen wir blaue Blüten - im Nutzpflanzenbereich des Botanischen Gartens hat er jetzt bereits Früchte. Der Rote Lein (Linum grandiflorum Desf.) und Linum pubescens Banks & Sol. blühen dagegen derzeit im Revier der einjährigen Pflanzen purpurrot bzw. rosa. Auch gelbe Blüten gibt es in der Gattung. Die einzige sächsische Wildart, der Purgier-Lein (Linum catharticum L.), blüht weiß.
Ein genauer Blick auf die Blüten vieler Lein-Arten enthüllt zwei verschiedene Blütenformen. Die einen haben einen langen Griffel und verbergen die Staubbeutel tief in der Blütenröhre. Bei anderen Pflanzen ist der Griffel kurz und versteckt, während die Staubbeutel weit oben in der Blütenröhre liegen. Nur wenn Bienen Pollen von Blüten des einen Typs auf solche des anderen übertragen, werden später Samen gebildet. Weil jede Pflanze genetisch bedingt nur eine Blütenform aufweist, verhindert diese Verschiedengriffeligkeit (Heterostylie) die Selbst- und fördert die Fremdbestäubung. In Populationen sind beide Typen im etwa gleichen Verhältnis vertreten.
(KW 32/2019)