Bisherige Pflanzen der Woche - Der Schnee-Felberich
Der Schnee-Felberich - Lysimachia clethroides Duby
Im Japan-Revier des Gartens und in der systematischen Sammlung streckt der Schnee-Felberich seine weißen Blütentrauben der Sommersonne entgegen und trotzt der Hitze. Dem Klima in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ähneln die Dresdner Temperaturen momentan nicht. In seiner Heimat, in Japan und Korea, kommt er natürlicherweise an feuchten Waldrändern, in nassen Schluchten und auf grasbewachsenen Berghängen bis 2100 m vor.
Die gebogenen Blütenstände ragen wie Entenschnäbel aus dem dichten Blattwerk heraus, weshalb die Pflanze hierzulande auch Entenschnabel-Felberich genannt wird.
Als Vertreter der Gattung Lysimachia (Felberich oder Gilbweiderich), gehört der Schnee-Felberich der Familie der Primelgewächse (Primulaceae) an. Die meisten Arten der Gattung kommen in China vor, aber auch in der mitteleuropäischen Flora gibt es einige Vertreter. Dazu gehören unter anderem der am Boden kriechende Pfennig-Gilbweiderich (L. nummularia L.) und der Gewöhnliche Gilbweiderich (L. vulgaris L.): keine seltenen, aber ökologisch überaus besondere Pflanzen, denn sie sind die einzigen einheimischen Vertreter sogenannter „Ölblumen“. Statt Nektar produzieren sie ein fettes Blütenöl, um bestäubende Insekten anzulocken. Hierzulande können nur hochspezialisierte Wildbienen aus der Gattung der Schenkelbienen (Macropis) mithilfe dichter Haarbürsten an ihren Hinterbeinen dieses Öl sammeln. Mit Pollen vermischt dient es als Larvennahrung. Das reine Öl wird zudem als "Imprägniermittel" für die unterirdischen Brutkammern genutzt. Die erwachsenen Bienen ernähren sich, wie andere Bienen auch, von Nektar und Pollen.
Entdeckt wurden die Ölblumen in unseren Breiten erst in den 70er Jahren durch den Botaniker Stefan Vogel, der sich weltweit in der Erforschung ölblumenhaltiger Pflanzengattungen verdient gemacht hat. Inzwischen kennt man weltweit etwa 1800 Arten.
Der Schnee-Felberich zählt indes nicht zu den ölproduzierenden Lysimachia-Arten. Nur rund 40 Prozent der Arten dieser Gattung gehören der Gruppe der Ölblumen an. Lysimachia clethroides bietet Bestäubern stattdessen ganz klassisch Nektar und Pollen und wird gern von verschiedenen Schmetterlingen und Bienen besucht. Er blüht von Juli bis September und entwickelt im Herbst eine attraktive rote Laubfärbung. Dies macht in zu einer beliebten Zierpflanze in Schmuck- und Staudenbeeten. Auf geeigneten Standorten kann er sich allerdings durch Ausläuferbildung rasch selbst ausbreiten, was bei der Beetplanung zu berücksichtigen ist.
(KW 29/23)