Bisherige Pflanzen der Woche - Nasa triphylla
Nasa triphylla (Juss.) Weigend
Eine auf den ersten Blick unscheinbare Pflanze aus Südamerika blüht derzeit im Einjährigen-Revier. Von oben gleichen die Blüten von Nasa triphylla weißen Propellern. Erst aus der Froschperspektive zeigt sich versteckte Farbenpracht: Z wischen den langen, weißen Kronblättern werben kleine gelb-rot-pink-gestreifte Nektarblätter um die Aufmerksamkeit von Bienen und Hummeln. Sie finden dahinter ihre zuckersüße Nahrung.
Um an den Nektar zu gelangen, müssen sie die bunten Nektarblätter allerdings erst auseinanderdrücken. Dabei lösen sie einen besonderen Mechanismus aus: Aus den kapuzenartigen Kronblättern biegen sich innerhalb weniger Minuten einzelne Staubblätter zum Blütenzentrum. Kurz vorher oder währenddessen öffnen sich ihre Staubbeutel und geben den Pollen frei. Mit etwas Glück landet dieser auf der Biene, die ihn zur nächsten Blüte trägt. Indem sich die Staubblätter einzeln nacheinander umbiegen und öffnen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass viele verschiedene Besucher Pollen weitertransportieren. Die umgebogenen Staubblätter vertrocknen und kringeln sich im Zentrum der Blüte zusammen. Erst wenn alle Staubbeutel entleert sind, wächst der Griffel in der Blütenmitte, sodass möglichst wenig eigener Pollen auf die Narbe gerät.
Warum betreibt die Pflanze einen solchen Aufwand bei der Bestäubung? Viele Nasa -Arten besiedeln unwirtliche Standorte in den Hochgebirgsregionen der Anden. Die einzelnen Pflanzenpopulationen sind hier oft klein und verstreut. Mit den beschriebenen Mechanismen steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kreuzbestäubung, welche die genetische Vielfalt der Population sichert.
Brennhaare, von denen man sagt, sie seien in der Wirkung heftiger als die der Brennnessel, schützen die Pflanze vor Weidetieren. Bei der Betrachtung der Blüten ist also höchste Vorsicht geboten! (KW 28/16)