Bisherige Pflanzen der Woche - Der Langgrifflige Rosenwaldmeister
Der Langgrifflige Rosenwaldmeister - Phuopsis stylosa L. (Trin.) G. Nicholson
Im Kaukasus-Revier und bei den Rötegewächsen (Rubiaceae) im Stauden-System blüht derzeit der Langgrifflige Rosen- oder Scheinwaldmeister (Phuopsis stylosa L.). Die rosa bis hell violett gefärbten duftenden Blüten bieten Bienen und Faltern Nahrung. Die Familie der Rötegewächse ist nach dem Färber-Krapp (Rubia tinctorum L.) benannt. Er war früher in Mitteleuropa und im Mittelmeerraum als historische Nutzpflanze Rohstoff für die Gewinnung eines roten Farbstoffs. Während alle einheimischen Rötegewächse Kräuter sind, umfasst die Familie in den Tropen viele Gehölze. Zu ihnen gehören die weltwirtschaftlich wichtigen Kaffeesträucher (Arten der Gattung Coffea).
Das feinblättrige Laub des 20 bis 70 cm hohen Rosenwaldmeisters erinnert an unsere weiß blühenden Labkräuter (Gattung Galium), mit denen er nah verwandt ist. Bekanntester Vertreter dieser Gattung ist der Waldmeister (Galium odoratum (L.) Scop.). Die Ähnlichkeit zu ihm erklärt den deutschen Namen der kaukasischen Staude. Auffallendes Merkmal ist die Blattstellung am Spross: An jedem Knoten entspringt strahlenförmig ein Scheinquirl schmaler, länglicher Blätter. Doch warum „Scheinquirl“? Untersuchungen der frühen Entwicklungsgeschichte belegen, dass nur zwei bis drei der Assimilationsorgane an jedem Knoten echten Blattspreiten entsprechen. Wo sie in den Stängel übergehen, liegen Knospen, die sich bei Bedarf zu Seitensprossen entwickeln können. Die übrigen Strahlen des Quirls bestehen aus sogenannten Nebenblättern (Stipeln) ohne Achselknospen. Nach Niederschlägen verströmt die Cumarin-haltige Pflanze einen intensiven Geruch, der verschiedene Assoziationen auslöst. Es finden sich Angaben dazu, dass sie nach Hanf oder nassem Tierfell riechen soll. Dies hat ihr im Englischen wohl auch den Namen „skunk plant“ (Stinktierpflanze) eingebracht.
In seiner Heimat, dem Kaukasus und dem Iran, gedeiht der Rosenwaldmeister in der Krautschicht von Laubwäldern, an Waldrändern und auf Felsfluren. Hierzulande eignet er sich als recht anspruchslose Zierpflanze für Beete und Steingärten. Er neigt zur Mattenbildung: Niederliegende Triebe bewurzeln sich rasch und breiten sich aus. Aufgrund dieser Eigenschaft kann die Pflanze als „lebender Mulch“ für die Begrünung ökologisch bewirtschafteter Obstbaumplantagen dienen. Studien in Frankreich haben gezeigt, dass sie als zuverlässiger, dichtwüchsiger Bodendecker in Apfelbaumstreifen das Aufkommen unerwünschter Beikräuter unterdrücken kann und so die Pflege erleichtert.
(KW 22/23)