Bisherige Pflanzen der Woche - Die Wiesen-Schlüsselblume
Die Wiesen-Schlüsselblume – Primula veris L.
Die Pflanze dieser Woche darf sich 2016 mit dem Titel „Blume des Jahres“ schmücken: die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris L.). Im Revier der heimischen Flora verbreiten ihre hellgelben Blüten derzeit Frühlingsgefühle. Bis zu 20 Einzelblüten scheinen nahezu alle am gleichen Punkt des Blütenschaftes zu entspringen. Diese Anordnung der Blüten erinnert ein wenig an einen Schlüsselbund. Vermutlich rührt daher auch der deutsche Name der Art.
Ein genauerer Blick auf die gelbe Pracht enthüllt zwei verschiedene Formen dieser Primelblüten. Manche haben einen langen Griffel und die Staubbeutel sind tief in der Blütenröhre verborgen. Bei anderen Pflanzen ist der Griffel kurz und versteckt, während die Staubbeutel weit oben in der Blütenröhre liegen. Nur wenn Bienen Pollen von Blüten des einen Typs auf solche des anderen übertragen, werden später Samen gebildet.
In England kochte man die Blüten früher mit Zucker zu Sirup, der durch Zugabe von Hefe zu einem alkoholischen Getränk vergoren wurde: Der „Cowslip-Wine“ gilt als beruhigend und schmackhaft. Auch die heimische Volksmedizin verwendet die Wiesen-Schlüsselblume. Ihre Wirkung geht auf die in der ganzen Pflanze enthaltenen Saponine zurück. Sie fördern die Schleimbildung und lindern auf diese Weise unter anderem Bronchitis.
Vom Sammeln in freier Wildbahn sollte man jedoch absehen. Die Ehre der „Blume des Jahres“ trägt der Frühjahrsblüher nämlich aus wenig erfreulichem Anlass: Die Loki-Schmidt-Stiftung weist mit ihrer Wahl darauf hin, dass der Lebensraum der Wiesen-Schlüsselblume seit Jahrzehnten schwindet. Sie wächst bevorzugt in mäßig feuchten Magerwiesen und Halbtrockenrasen auf Kalkboden. Da sich die Wiesennutzung durch den Menschen gewandelt hat, sind solche Flächen heute selten. Oft fallen sie brach und verwalden, sodass die lichthungrige Wiesen-Schlüsselblume nicht mehr gedeiht. Oder sie werden intensiv bewirtschaftet und gedüngt – auf diesen Flächen verdrängen dann andere, nährstoffliebende Arten die ursprüngliche Flora. (KW 17/16)