Bisherige Pflanzen der Woche - Die Erdbeer-Guave
Psidium cattleianum Afzel. ex Sabine – Die Erdbeer-Guave
Zwischen den Kübelpflanzen im Kalthaus wächst ein unscheinbares Bäumchen mit dunkelroten Beeren. Doch die Erdbeer-Guave hat es in sich – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Da wären zum einen die Früchte. Sie bleiben mit rund drei Zentimetern kleiner als die der nah verwandten „echten“ Guave, schmecken aber ebenfalls sehr aromatisch. In vielen tropischen Ländern bereichern sie Marmeladen, Säfte oder Desserts. Auch ihre vielen harten Samen sind nicht nutzlos: Geröstet und gemahlen dienen sie mancherorts als Kaffeeersatz. Außerdem wirken einige Inhaltsstoffe der Früchte antioxidativ und antimikrobiell und fördern dadurch die Gesundheit. Eine Studie hat sogar eine wachstumshemmende Wirkung auf Brust- und Darmkrebszellen nachgewiesen.
Wegen der vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten baut der Mensch die ursprünglich brasilianische Art heute auch in vielen anderen Tropenländern an. Wenn dort Vögel und verwilderte Schweine die Früchte fressen und die unverdaulichen Samen mit einer Portion Dünger an anderer Stelle wieder ausscheiden, ist der Schritt aus dem Siedlungsbereich in natürliche Lebensräume schnell vollzogen. Dank Wurzelschösslingen kann die Erdbeer-Guave in kurzer Zeit große Flächen für sich erobern und damit zum Problem für einheimische Arten werden. In sensiblen Lebensräumen wie auf Hawaii ist diese Entwicklung besonders kritisch: Etwa 80 Prozent der hier vorkommenden Pflanzenarten wachsen nirgendwo sonst – und sind unwiederbringlich ausgelöscht, wenn sie diesen Lebensraum verlieren.
Die Bekämpfung der Erdbeer-Guave auf Hawaii gestaltet sich schwierig. Zum einen gelingt es in unzugänglichen Wäldern kaum, alle verwilderten Bäume zu finden. Zum anderen kann man die Pflanzen zwar zurückschneiden, aber sie treiben danach meist schnell wieder aus. Zur Unterstützung setzt die Forstverwaltung daher auf tierische Hilfe: Die brasilianische Schildlaus Tectococcus ovatus verursacht Gallen an jungen Erdbeer-Guaven-Blättern. So geschädigte Bäume wachsen langsamer und bilden weniger Früchte. Nach längerem öffentlichen Diskurs wurden 2013 die ersten Schildläuse ausgebracht. Ob sie die Ausbreitung der Erdbeer-Guave verzögern, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. (KW 05/18)