Bisherige Pflanzen der Woche - Der Rizinus
Der Rizinus (Ricinus communis L.)
Ölpflanze, Medikament und gefährliches Gift – der Rizinus hat viele Gesichter. Sein Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für „Zecke“ ab. Er nimmt Bezug auf die Gestalt der Samen.
Die Samenschale des Rizinus enthält ein starkes Gift, das Rizin. Es erlangte 1978 bei dem sogenannten Regenschirm-Attentat traurige Berühmtheit. Georgi Markov, ein regierungskritischer bulgarischer Journalist, wartete auf den Bus, als ihn ein Passant scheinbar versehentlich mit der Spitze seines Regenschirms stach. Später stellte sich heraus, dass ihm dabei eine weniger als 2 mm große Kapsel mit einer winzigen Menge Rizin in den Oberschenkel gespritzt worden war. Nur drei Tage später erlag Markov der Vergiftung.
Im Inneren der Samen bildet Rizinus-Öl einen Nährstoffspeicher für den Keimling. 4000 Jahre alte Grabbeigaben aus Ägypten belegen, dass der Mensch dieses Öl schon seit langem nutzt. Fachgerecht gewonnen, hilft es medizinisch unter anderem bei Verstopfungen: Die im Öl enthaltene Rizinolsäure bindet an bestimmte Rezeptoren der Darmmuskulatur und bringt dadurch den Darm in Bewegung – und mit ihm seinen Inhalt! Der modernen Industrie dient Rizinus-Öl als Schmiermittel. Auch in der Produktion von Kunststoffen findet es Verwendung.
Gartenfreunde kennen den Rizinus auch unter dem Namen „Wunderbaum“. Besonders rotblättrige Sorten setzten farbige Akzente im Blumenbeet. Ab April sät man die Samen einzeln in Töpfen aus. Nach dem Frost wachsen die Pflanzen dann an sonnigen Stellen im Freien schnell zu imposanter Größe heran. Im Einjährigen-Revier des Botanischen Gartens lohnt sich derzeit ein genauerer Blick auf die Blütenstände: Im unteren Teil befinden sich männliche Blüten mit gelben Staubbeuteln, während oben nur weibliche Blüten sitzen. Man erkennt sie an den langen roten Narben, die den Pollen auffangen, den der Wind heranträgt. (KW 33/2015)