Bisherige Pflanzen der Woche - Die Natal-Strelitzie
Die Natal-Strelitzie (Strelitzia nicolai Regel & K.Koch )
Ein imposanter Blütenstand schiebt sich zurzeit zwischen den über drei Meter langen Blättern der Natal-Strelitzie im Tropenhaus hervor. Die Blüten wirken bizarr – und sichern ihre Bestäubung auf ungewöhnliche Weise.
Pollenüberträger sind Nektarvögel (Nectariniidae). Als Landeplatz dienen ihnen zwei blaue Blütenblätter, die in der Mitte der Blüte eine pfeilartige Plattform bilden, die fünf Staubbeutel umschließt. Sobald ein größeres Gewicht auf dieser „Sitzstange“ lastet, klappt sie in Längsrichtung seitlich auf. Im entstehenden Spalt wird der zuvor verborge, gut geschützte, klebrige Pollen sichtbar: In dieser Stellung kommt er mit dem Gefieder des Nektarvogels in Berührung, kann daran haften bleiben, auf eine Narbe übertragen werden und die Bestäubung herbeiführen.
Die vergleichbar gebauten Blüten der verwandten Paradiesvogelblume (Strelitzia reginae Banks) schmücken heute weltweit (sub)tropische Gärten und erreichen als Schnittblumen auch unsere Breiten. Sie blüht im Sukkulentenhaus. Ursprünglich sind alle fünf Strelitzia-Arten im südlichen Afrika heimisch. Das Verbreitungsgebiet der Natal-Strelitzie reicht von Mosambik und Simbabwe bis in die Provinz KwaZulu-Natal im Osten Südafrikas. Der deutsche Name spielt also auf einen Teil des Verbreitungsgebiets an.
Auch der Gattungsname „Strelitzia“ enthält eine geographische Angabe. Wer aber jetzt im Süden Afrikas nach einem Ort mit Namen „Strelitz“ sucht, ist auf der falschen Fährte. Die Lösung liegt viel näher: nämlich im Norden Deutschlands. Rund um das heutige Neustrelitz erstreckte sich vom 18. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. Dessen wohl berühmteste Tochter war die spätere Königin Charlotte von England. Als Joseph Banks 1773 von seiner Weltumseglung die ersten Strelitzien mit nach England brachte, nannte man diese Pflanzengattung zu Ehren der Botanik-begeisterten Königin nach deren Heimat „Strelitzia“. (KW 3/16)