Bisherige Pflanzen der Woche - Uncarina grandidieri
Uncarina grandidieri (Baill.) Stapf
Wind und ungewöhnliche Hitze über Wochen zeichnen derzeit im Garten ihre Spuren – die Beregnung kann den Stress für die Freilandpflanzen nur teilweise ausgleichen. Wer sich trotz der Wärme ins Wüstenpflanzenhaus und damit in noch trockenere Gefilde traut, der wird nahe des Eingangs durch die großen gelben Blüten von Uncarina grandidieri belohnt.
Der kleine Baum aus der Familie der Sesamgewächse stammt aus dem Trockenbusch im Süden Madagaskars. Niedrige, laubabwerfende Gehölze prägen diesen einzigartigen Lebensraum, in dem Pflanzen nur etwa 8 Wochen lang im Frühjahr ausreichend Wasser zum Wachsen finden. Andere Bereiche des Landes sind wesentlich feuchter. Diese Klimadiversität und die isolierte Lage, in der sich Tier- und Pflanzenarten über rund 150 Mio. Jahre eigenständig entwickeln konnten, führten zur Entstehung vieler Endemiten. Der Begriff bezeichnet Arten, deren Vorkommen räumlich eng begrenzt ist, z. B. auf eine bestimmte Insel oder eine bestimmte Gebirgsregion. Alle 14 Arten der Gattung Uncarina sind Endemiten Madagaskars – es gibt keine natürlichen Vorkommen außerhalb der viertgrößten Insel der Erde. Die Wildvorkommen von Uncarina grandidieri stehen seit 2013 international unter Artenschutz.
Die Art ist an Trockenheit gut angepasst. Ihr Stamm kann - ebenso wie ein bis 90 cm dicker unterirdischer Caudex an dessen Basis - Wasser speichern. Mit Beginn der Trockenzeit wirft der Baum sein Laub ab und vermindert so die Verdunstung. Die Blätter sind mit Drüsenhaaren besetzt, die Schleim absondern. Der örtlichen Bevölkerung dienen sie als Seifenersatz und zur Haarpflege. Die bis zu 5 cm großen Blüten mit dunkelroter Blütenröhre stehen gebündelt am Ende der Zweige. Nach der Bestäubung entwickeln sich daraus mit hakenförmigen Dornen überzogenen Früchte, die sich im Fell von Tieren verkletten. Diesen verdankt die Gattung ihren Namen Uncarina, die „Hakenstachelige“. Die Gestalt der Früchte ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal zur Unterscheidung der Arten. An der TU Dresden sind die Früchte auch ein Forschungsobjekt: Durch Untersuchungen der Hafteigenschaften und Biomechanik lassen sich Rückschlüsse auf die Ausbreitungsbiologie von Uncarina grandidieri ziehen.
(KW 25/22)