Bisherige Pflanzen der Woche - Die Echte Vanille
Die Echte Vanille (Vanilla planifolia Andrews)
Die Echte Vanille (Vanilla planifolia Andrews) wächst In der Orchideenvitrine am Eingang zum Wüstenpflanzenhaus. In ihrer mittelamerikanischen Heimat klettern die langen, etwa fingerdicken Triebe bis zu 20 m hoch an Bäumen empor – eine für Orchideen sehr ungewöhnliche Wuchsform! Mit Wasser versorgt sich die Pflanze dann, wie viele andere Orchideen, über ihre Luftwurzeln.
Die etwa 10 cm großen, grünen Blüten, die sich jeweils für einen Tag öffnen und nur in den Morgenstunden bestäuben lassen, erregen kaum Aufmerksamkeit. Prachtbienen-Männchen sind ihre natürlichen Bestäuber: Sie sammeln Duftstoffe auf den Blüten, mit denen sie später um Weibchen werben. Dabei übertragen sie Pollenpakete, sogenannte Pollinien, von einer Blüte auf die andere.
Nach erfolgreicher Bestäubung entwickeln sich etwa 20 cm lange, schmale Kapselfrüchte mit unzähligen staubfeinen Samen. Frühreif geerntet, werden diese in einem aufwändigen, 12 Wochen dauernden Fermentierungs-Prozess zu den beliebten „Vanilleschoten“ weiterverarbeitet. Bereits die Azteken und Tolteken würzten damit ihre Schokoladengetränke. Der wichtigste von über 35 Aromastoffen des Gewürzes ist das Vanillin. Es kommt auch in anderen Orchideen vor, allerdings in viel geringerer Menge. 1510 brachten Seefahrer die ersten Vanilleschoten nach Spanien, bereits Ende des 16. Jahrhundert erlangten sie auch in Mitteleuropa größere Bekanntheit.
Seit langem baut man Vanille auch außerhalb von Mexiko und Zentralamerika an, z.B. auf Madagaskar und Réunion (früher „Bourbon“). Zunächst wuchsen und blühten die Pflanzen dort prächtig, brachten aber kaum Früchte hervor – der Zusammenhang zwischen Bestäubung und Fruchtbildung war anfangs noch unbekannt. 1836 fand der belgische Botaniker Charles Morren heraus, wie sich die Vanille-Blüte von Hand bestäuben ließ. Fünf Jahre später perfektionierte der Sklavenjunge Edmond Albius die Methode und verhalf dem Anbau auf den Inseln im Indischen Ozean damit zum Durchbruch. Noch heute basiert ein Großteil der kommerziellen Vanille-Ernte auf dieser Handbestäubung durch den Menschen. (KW 18)