Bisherige Pflanzen der Woche - Cadia purpurea
Seltenheit aus dem Orient: Cadia purpurea (Picc.) Ait.
Im Kübelpflanzenhaus blüht derzeit ein Strauch, dessen natürliches Verbreitungsgebiet sich von der Arabischen Halbinsel über das Horn von Afrika bis nach Nordkenia erstreckt: Cadia purpurea. Die Bezeichnung greift seinen arabischen Namen „Kadhī“ auf.
Die Pflanze fällt auf, weil ihre anfangs cremeweißen Blütenblätter sich im Alter weinrot färben, ähnlich wie die der Riesenseerosen (Victoria), die im Spätsommer in diesem Gewächshaus blühen. Die Botanik kennt über 40 Pflanzenfamilien, in denen sich ein solches Umfärben beobachten lässt. Die frisch geöffneten, weißen Blüten besitzen die höchste Attraktivität für die Bestäuber. Sie bieten reichlich Nahrung, während die Nektarproduktion in den gefärbten, älteren Blüten in der Regel sinkt. Auch die Zusammensetzung des Nektars und der Blütenduft kann sich mit der Farbe ändern. Manche Pflanzen sprechen auf diese Weise unterschiedliche Bestäubergruppen an (z. B. Tag- und Nachtfalter).
Cadia purpurea zählt zu den Schmetterlingsblütlern, was man angesichts ihrer glockenförmigen Blüten mit fünf einheitlichen Kronblättern kaum glauben mag. Die typische Blütenkrone in dieser Pflanzenfamilie besteht aus einer „Fahne“ im oberen Blütenbereich, zwei seitlichen „Flügeln“ und dem nach unten gerichteten „Schiffchen“, wie z. B. bei einer Wicke (Vicia). Die ungewöhnliche Blütenform unserer Pflanze der Woche leitet sich von solch monosymmetrischen Blüten ab, indem sich alle fünf Blütenblätter wie die Fahne entwickeln. Molekulargenetische Analysen sehen die Art in einem Verwandtschaftskreis, zu dem unter anderem Goldregen, Ginster und Lupine gehören (Tribus der Podalyrieae). Ihr gefiedertes Laub und ihre Hülsenfrüchte entsprechen dem für einen Schmetterlingsblütler charakteristischen Erscheinungsbild.
Für die Wissenschaft entdeckt hat die Pflanze der Naturwissenschaftler und Orientalist Pehr Forsskål als er 1762/63 den Jemen bereiste. Ein von ihm gesammelter Herbarbeleg befindet sich noch heute im Herbarium in Kopenhagen. Der Schotte James Bruce of Kinnaird brachte 1773 die ersten Samen nach Europa und verteilte diese an die Botanischen Gärten von Paris, Florenz (Fiesole) und London (Kew), wo die ersten Exemplare wenig später zur Blüte kamen. Bis heute ist die Art jedoch in botanischen Sammlungen selten.
(KW 48/23)