Bisherige Pflanzen der Woche - Der Papyrus
Der Papyrus (Cyperus papyrus L.)
Die Erfindung der Schrift vereinfachte es den Menschen, Erzählungen und Traditionen über Generationen hinweg weiterzugeben. Um andere am eigenen Wissen teilhaben zu lassen, war ein leicht transportables, flexibles Schreibmaterial von Vorteil. Eine Großstaude aus der Familie der Sauergräser besaß für dessen Herstellung im Alten Ägypten besondere Bedeutung: der Papyrus.
Er bildet im Flachwasser von Seen und Flüssen in Ost- und Zentralafrika große Bestände und schwimmende Inseln.
Aus seinen bis zu 4 m langen, leichten und doch sehr stabilen faserhaltigen Stängeln, die an der Spitze strahlenförmig bräunliche Blüten- und Fruchtstände tragen, lassen sich auch seetüchtige Boote bauen. Der Norweger Thor Heyerdahl überquerte mit einem Papyrusboot nach altägyptischer Bauweise sogar den Atlantik.
Wie sich die festen, dreikantigen, ungegliederten Stängel der Pflanze in Schreibmaterial verwandelten, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Das Geheimnis verbirgt sich in ihrem Inneren: Hier findet man ein luftiges, weißes Mark. Dieses schnitten die Ägypter in etwa 40 cm lange Streifen und weichten diese so lange in Wasser ein, bis die Luft daraus entwichen war. Die so präparierten Stücke legten sie in zwei Ebenen kreuzweise übereinander und pressten anschließend das Wasser heraus. Weshalb die Schichten so gut aneinander haften ist nicht endgültig geklärt: Möglicherweise wirkt der zuckerhaltige Saft des Marks als Klebstoff oder die Luftkanäle verhaken sich unter Druck.
Heute hat sich das Papier, das in China erfunden wurde, als Schreibmaterial durchgesetzt. Doch im Wortstamm von "Papier" blieb ein Hinweis auf die ehemals große Bedeutung des Papyrus erhalten.
(KW 31/2015)