Bisherige Pflanzen der Woche - Die Scheinparrotie
Ein wenig bekanntes Zaubernussgewächs: die Scheinparrotie [Parrotiopsis jacquemontiana (Decne) Rehder]
Im Asienquartier nahe der Gartenverwaltung blüht derzeit die Scheinparrotie. Ihre Heimat erstreckt sich vom Nordosten Afghanistans bis ins indische Kaschmir. Der bis 6 m hohe Baum oder mehrstämmige Großstrauch wächst im Bergwald in Höhenlagen von 1000 bis 3000 m. 1836 entdeckte ihn dort der schottische Botaniker Hugh Falconer und beschrieb ihn drei Jahre später unter dem Namen Fothergilla involucrata. Der aus Gröppendorf / Nordsachsen stammende Dendrologe, Landschaftsarchitekt und Botaniker Camillo Karl Schneider stellte ihn 1905 als Parrotiopsis involucrata in eine eigenständige Gattung.
Die jungen Triebe und Blätter der Pflanze tragen sternförmig verzweigte Haare. Auf den weißen Hochblättern an der Basis der Blütenköpfchen erkennt man sie als kleine goldbraune Punkte. Jede der etwa 20 Einzelblüten im Köpfchen weist einen schuppenförmigen, dicht weißfilzigen Kelch, einen oberständigen Fruchtknoten aus zwei Fruchtblättern und ungefähr 20 Staubblätter auf. Sie bieten bestäubenden Insekten Pollennahrung. Eine Blütenkrone fehlt.
In der Heimat der Scheinparrotie dient ein Brei aus ihren zerriebenen Blättern, der auf die Haut aufgetragen wird, als Wundheilmittel. Ein pakistanisches Forschungsteam stellte 2021 mit Hilfe eines wässrigen Auszugs aus getrockneten Blättern der Art und Silberionen Nanopartikel her, die das Wachstum ausgewählter multiresistenter Keime messbar bremsen. Der Weg zu klinischen Studien ist allerdings noch weit: Die Risiken und Nebenwirkungen solcher in modernen Verfahren der Phyto-Nanotechnologie hergestellten Substanzen sind noch unbekannt.
(KW 14/24)